Erst wenn Pädagog_innen
unabhängig von Geschlechterrollen-Zuschreibungen
alle Mädchen und Jungen
entsprechend ihren Begabungen individuell fördern
und ihnen vielfältige Verhaltensweisen und positive Lebensentwürfe vermitteln,
werden mehr Mädchen
motiviert, sich für einen Beruf im MINT-Bereich zu entscheiden.
Darum haben wir in der behördenübergreifenden Arbeitsgruppe (Behörde für
Schule und Berufsbildung, Behörde für Arbeit, Soziales, Frauen und Integration,
Behörde für Justiz und Gleichstellung) mitgearbeitet, die die Leitlinien zur
Mädchenpädagogik und Mädchenarbeit für Hamburg entwickelt hat.
Die
Leitlinien bieten Anregungen für Erzieher_innen, Sozialpädagog_innen und
Lehrer_innen.
Neben einem allgemeinen Teil für alle pädagogischen Bereiche
betrachten sie die spezifischen Handlungsfelder Kindertagesbetreuung, Offene
Kinder- und Jugendarbeit, Schule sowie „Übergang Schule –
Beruf“.
Ausschnitt aus dem Abschnitt 6.5 zur
Motivation und Aktivierung der Mädchen in der Schule:
Das Selbstvertrauen von Mädchen
wird durch die Vorstellungen von Geschlechterrollen
beeinflusst, d.h., wenn
Mädchen ein Fach / ein Thema / einen Beruf als Männerdomäne
wahrnehmen, neigen
sie dazu, sich dafür weniger begabt und leistungsfähig zu halten
und erwarten
weniger Erfolg. Von Frauen, die nicht den Geschlechterstereotypen
entsprechen, haben Mädchen ein eher negatives Bild. Die meisten Mädchen befürchten,
wegen
guter Leistungen in den bisher als frauenuntypisch gesehenen Bereichen von
anderen ausgegrenzt zu werden und vermindern darum ihre Leistungen in diesem
Bereich, wodurch dort schließlich auch ihre Leistungsfähigkeit nachlässt. Außerdem
gehen Mädchen mit Erfolgen und Rückschlägen anders um als Jungen: Sie
neigen
dazu, Erfolge als Zufall oder geringe Schwierigkeit der Aufgaben,
Misserfolge dagegen
als mangelnde Kompetenzen zu bewerten.
>
Im Unterricht wird gezielt dem Eindruck
entgegengetreten, bestimmte Fächer, Themen und Kompetenzen seien Männersache
bzw. Frauensache (z.B. MINT sei nichts für Mädchen, Kunst und Musik seien
Mädchenfächer, Mädchen seien in Sprachen begabter als Jungen).
>
Der Anteil der Frauen an der Gestaltung
der Welt wird im Unterricht bewusst sichtbar gemacht, z.B. im
gesellschaftspolitischen Engagement, in der Literatur (Dichterinnen,
Schriftstellerinnen) und insbesondere im naturwissenschaftlich-technischen
Bereich (Forscherinnen, Entdeckerinnen, … ).
>
Personen in den bisher
geschlechtsuntypischen Bereichen (Erzieher, Physikerin) werden
selbstverständlich behandelt und nicht als Ausnahmen hervorgehoben.
>
Lehrkräfte stellen verstärkt
Kontakt mit Vertreter_innen stereotypisierter Gruppen her (z.B. Frauen, die im
MINT-Bereich erfolgreich tätig sind).
>
Die individuellen Begabungen der
Mädchen werden unabhängig von den gängigen Geschlechtererwartungen
wahrgenommen, wertgeschätzt und gefördert.
>
Das Vertrauen der Mädchen in ihre
Kompetenzen und ihre Leistungsfähigkeit wird von den Lehrkräften gezielt
gestärkt, z.B. durch positive Bewertung ihrer Unterrichtsbeiträge, durch
Hervorheben ihrer Kompetenzen und durch Betonung des Erfolgs.
>
Mädchen werden ihren Begabungen
entsprechend gezielt motiviert und ermuntert, Fächer / Profile / AGs zu wählen,
die bisher als frauenuntypisch gelten.
>
Eltern werden gezielt auf die
individuellen Begabungen ihrer Töchter hingewiesen, die nicht den Geschlechterstereotypen
entsprechen. Sie werden ermutigt, auch die Wahl von Fächern / Profilen zu
unterstützen, die sie als frauenuntypisch ansehen.
>
Die Begabungen der Mädchen im
MINT-Bereich werden frühzeitig gezielt und nachhaltig gefördert. Der Unterricht
zu MINT-Themen passt zur Lebensrealität und zu den Interessen, Erfahrungen und
Zugangsweisen der Schülerinnen und bezieht gesellschaftliche Aspekte ein. Es
werden Aufgaben gestellt, die offene
Lösungen beinhalten und an den Erfahrungen von Mädchen und Jungen anknüpfen. Im
MINT-Unterricht wird darauf geachtet, dass Mädchen sich in Gruppenarbeit, am PC
und bei Experimenten aktiv mit kreativen Lösungsvorschlägen einbringen.
>
Durchdenkendes, hinterfragendes,
zeitverzögertes Vorgehen wird nicht als Desinteresse oder fehlende Kenntnis
eingestuft, sondern ebenso positiv bewertet wie rege Teilnahme und aktives
Verhalten. Auch lebhafte Mädchen werden positiv eingeschätzt.
Der Link zu den Leitlinien ist in unserer Link-Liste enthalten.